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Kleintierzüchter, Baumarkt und Zoohandlung – wie hängt das zusammen?

Wir sagen es Euch!

Jeder von uns kennt sie, die großen und kleinen Baumarktketten, und einige davon bieten leider immer noch aus Profitgründen den Verkauf von lebenden Tieren an. Zwischen Zement und Gartenmöbeln mal ein Kaninchen shoppen. Warum man das genau nicht tun sollte erklären wir Euch in dieser Podcast Folge ganz genau. 

Kaninchen auf Gitter
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Ob Meerschweinchen, Wellensittich, Kaninchen, Hamster, Degu, Kanarienvogel oder Papagei – man findet sie in der ein oder anderen Zoohandlung oder im Baumarkt nebenan. Niedlich in bunten Käfigen oder Plexiglas Quadern zur Schau gestellt, angeprießen als Sonderaktion oder als Dumpingpreis verscherbelt.

Jeder Mensch, ob er sich mit diesem Tier auskennt, dieses Zuhause artgerecht halten kann, weiss wie man es ernährt oder welche Krankheiten auftreten können, kann sich für kleines Geld Nager und Co. zulegen, kurzfristig, ohne Zeit zum Nachdenken, sechs Tage die Woche, von morgens bis abends, ohne Beratung und jegliche Kontrolle ob die Tiere in ihrem neuen Zuhause gut gehalten werden.

Vorkontrollen machen die Baumärkte und Zoohandlungen nicht. Meistens wird nicht einmal nachgefragt wo das Tier ab sofort unter gebracht ist.

Und dazu kommt, weiss denn überhaupt jemand wo diese angebotenen Tiere ursprünglich her kommen?

Mäuse in Plastikwannen gesperrt
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Im Baumarkt und auch in der Zoohandlung werden die Tiere nicht einmal nur ansatzweise artgerecht gehalten, unter Neonlicht, Fluchttier neben Raubtier, Vogel und Meerschweinchen neben Ratte  und Co. – unter einem Lärmpegel der vorbeirauschenden Besucher.

Bereits zusammengefundene Gruppen werden willkürlich wieder auseinander gerissen und neu vergesellschaftet. Fehlende Beratung, tierschutzwidriges Zubehör wie zum Beispiel kleine 1 Meter Plastikkäfige und Plastikhäuschen, Gitterlaufräder, Kunsttstofftunnel in den buntesten Farben, Leinen für Kleintiere und minderwertiges Trockenfutter sowie die Missachtung von Krankheiten, all das führt zu diesem enormen Tierleid und auch kleine Tiere können leiden, nicht nur die Großen, deren Leid uns alltäglicher über den Weg läuft, zum Beispiel wenn wir bei unserem konventionellen Bauern vorbei spazieren und dieser seine Kühe angebunden im Stall hält. 

Bis jedoch ein Vögelchen im winzigen Käfig im Baumarkt landet, oder das Meerschweinchen in der Zoohandlung im Plexiglasquader sitzt, vergeht eine Menge Zeit und es entsteht eine Menge Tierleid. 

Man kennt sie, die Kleintierzüchter und die Kleintierzuchtanlagen.

Aber was haben die Kleintierzüchter mit Baumarkt und Co. zu tun? Sie sind die Lieferanten, Vermehrungsbetriebe welche die Ketten und Zoohandlungen mit Tieren versorgen. Natürlich nicht alle, aber einige. 

Wie es bei diesen Vermehrungsbetrieben aussieht, könnt ihr Euch unter folgendem Link bei PETA anschauen: 

Meerschweinchen bei Vermehrungsbetrieb
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Und natürlich auch gleich die Petition gegen diese grausame Vermehrung unterschreiben. 

Die Tiere werden in winzigen Boxen und Käfigen gehalten, ja regelrecht gestopft, Regal über Regal gestapelt, vernachlässigt, nicht getränkt und nicht gefüttert sterben viele von ihnen bereits kurz nachdem sie das „Licht“ der Welt erblicken durften – geboren in der Hölle. Zusammen gepfercht, ohne Rückzugsmöglichkeiten, ohne in Ruhe schlafen zu können, meist ohne Einstreu auf Gitterböden. Die Tiere verletzen sich so stark an ihren dünnhäutigen Füsschen und Läufen, liegen sich wund und die Stellen entzünden sich oftmals stark.

Gerade die Nager schwitzen sehr stark, da manchmal um die 50 Tiere, zum Beispiel Mäuse oder Hamster in die kleinsten Plastikboxen gesperrt werden. 

Hamster, Meerschweinchen, Farbmäuse und Co. müssen unter den schlimmsten Bedingungen leben, Zentimeter hoher Fäkaliendreck und kein Tageslicht. Meist wird unzureichend Wasser und Futter bereit gestellt. Beengt kommt es zur gegenseitigen Verletzung aus Verzweiflung aus diesem Gitterknast zu entkommen, die Tiere fressen sich nicht selten gegenseitig auf. 

Wellensittiche und Kanarienvögel eingepfercht
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Warum das alles? Weil wir es nachfragen! 

Weil wir uns und unseren Kindern in den Baumärkten und Zoohandlungen ein süsses Tierchen kaufen wollen. Unbedacht  – und wenn man sich erkundigen sollte bekommt man die Antwort dass die Tiere aus einer seriösen Zucht stammen. Die Wahrheit ist allerdings dass die Tiere von Kleintierzüchtern und Vermehrern aus ganz Deutschland, Tschechien und den Niederlanden eingekauft werden.

Wohlwissend, dass hier massiv gegen das geltendes Tierschutzgesetz verstossen wird. 

Umgangssprachlich kennen wir die Kleintierzuchtanlagen eventuell auf dem Dorf um die Ecke, man sieht Scheune, Anbau und Ausläufe, anbei ein paar freudig gackernde Hühner und vielleicht auch mal ein Kaninchen. Nicht jeder Kleintierzuchtverein verstößt gegen das Tierschutzgesetz oder beteiligt sich gar an dem Verkauf an Baumarktketten und Zoofachhandlungen, jedoch bieten auch sie keinen Mehrwert.

Oft werben die Kleintierzuchtvereine mit Arterhaltung, was an der Realität komplett vorbei geht, denn zur Arterhaltung benötigen wir keine eingesperrten Tiere sondern wir müssen ihre natürlichen Lebensräume schützen und ihnen den Platz einräumen, den sie zum Leben benötigen. Durch die moderne, konventionelle Landwirtschaft, ist das oftmals nicht mehr der Fall. 

Viele Tiere werden auf Schauen oder Wettbewerben ausgestellt. Was hat das Tier davon? In kleinen Ausstellungskäfigen auf Messen werden die Tiere stundenlang den Menschen präsentiert, passt es nicht in das vorgegebene Schema ist es für den Kleintierzüchter uninteressant. 

Oftmals werden die Tiere bei den Kleintierzüchtern auch nicht in ihrer natürlichen Umgebung gehalten, sondern Boxen oder Kleinställe werden in der Regel dafür genutzt. Wellensittiche, Tauben und Kleinpapageien haben nicht die Möglichkeit sich in großen Gruppen frei in einem Zimmer oder in einem Aussengehege zu entflattern, Kleintierkäfige erfüllen hier in den Augen des Kleintierzüchters oftmals seinen Zeck. 

Wir wollen jedoch nicht alle Kleintierzuchtvereine über einen Kamm scheren, allerdings spielt der Tierschutz hier keine grosse Rolle, auch wenn der Verein die Tiere artgerecht halten sollte – warum müssen denn immer und immer wieder Tiere nachproduziert werden, wenn es doch schon zig Millionen Tiere, viele davon herrenlos oder in Not und auf unsere Hilfe angewiesen, gibt? 

Beantworten lässt sich das nur schwer, im Sinne der Tiere, des Tierschutzes und des Artenschutzes ist dies auf keinen Fall, Profit und Anerkennung werden hier wohl eher dahinter stecken.  Ausstellungen und Messen – hierfür werden die Tiere primär gezüchtet. Lange Transportwege durch ganz Deutschland oder auch in andere Länder um die Tiere in einem Wettbewerb zur Schau zu stellen müssen sie über sich ergehen lassen. Stress, Enge und unzureichende Bewegung ist für die sensiblen Tiere die reinste Qual. 

unzählige Hamster zusammengesperrt
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Wie viele Kleintierzüchter gibt es denn überhaupt in Deutschland? Alleine über 150.000 Rassekaninchenzüchter soll es in Deutschland geben. Hier sind allerdings noch keine Vögel oder anderen Nager dabei. Mitunter gibt es 5.000 Kleintierzüchtervereine. Die Masse an Tierproduktion, die sich hieraus ergibt, muss man sich erst einmal vorstellen. Es ist rein rechnerisch überhaupt nicht möglich diese Anzahl an anspruchsvollen Tieren artgerecht, mit viel Platz und täglich frischem Futter und Beschäftigungsmöglichkeiten unter zu bringen.

Viele Kleintierzuchtanlagen sind auch unzureichend brandgesichert, oftmals handelt es sich um Altbauten oder umgebaute Garagen oder Scheunen, die Ställe aus Holz mit Heu und Strohlager sind leicht entflammbar. Oftmals sind keine wichtigen und lebensrettenden Feuerlöscher und Brandmeldeanlagen installiert, ganz im Gegenteil. Die meisten Tierhaltungsanlagen haben keine Brandschutzvorrichtung. 

Der Deutsche Tierschutzbund hält bezüglich der Baumarktketten und Zoohandlungen fest: „Auch wenn die Tierhaltungsanlagen der Baumarktketten in den meisten Fällen den Vorgaben der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz entsprachen, gab es keinen Baumarkt, der mängelfrei war“, wird in einem Beitrag in der Zeitschrift „du und das tier“ (Ausgabe 3/2014) Bilanz gezogen.

Basis der Erkenntnisse ist den Angaben zufolge eine viermonatige bundesweite Vor-Ort-Recherche bei verschiedenen Anbietern. Neben Fischen seien dabei auch Reptilien, Amphibien und kleine Heimtiere wie Hamster, Kaninchen, Mäuse und Ratten vorgefunden worden.

Beispiele für die von den Autoren aufgelisteten Mängel sind unzureichende Beschilderungen, die teilweise nur die Namen der Tierart nennen, ohne weitere Informationen oder gar Haltungsempfehlungen. Vor allem bei Fischen, Amphibien oder Reptilien fehlten Hinweise, ob es sich um Exemplare aus Nachzuchten oder Wildfängen handelte. Das sei deshalb besonders problematisch, weil Deutschland EU-weit der größte Importeur und Absatzmarkt für lebende Wildtiere sei. Bemängelt wird außerdem die Fachkenntnis des Baumarktpersonals. Fazit: Lebende Tiere hätten als Handelsware in Baumärkten nichts zu suchen, „weil deren fachliche Ausrichtung woanders liegt“.

Nicht nur die Haltung beim Kleintierzüchter ist zu überdenken sondern auch die in den verschiedensten Baumarktketten und Zoofachhandlungen, mal ganz abgesehen davon dass der Verkauf von Tieren über Baumarkt und Co. gänzlich eingestellt werden sollte. Von den Vermehrungsbetrieben erst gar nicht zu sprechen, dort herrscht absolutes Tierleid und hier werden auch keine Mindestmaße eingehalten.

Wir finden, auch an dieser Stelle muss das Tierschutzgesetzt überarbeitet und neu aufgesetzt werden. Das Gesetzt ist sprichwörtlich zu lasch und bietet zu viele Schlupflöcher. Demnach sind die Mindestmaße zum Beispiel in der Kaninchenhaltung weit weg von artgerecht, solch ein Gesetzt schützt unsere Tiere nicht.

In Deutschlang gibt es auch die sogenannten Tiermärkte, Schaustellen und Verkauf der Tiere ist hierbei das Ziel. Mal vom tierschutzwidrigen Aspekt abgesehen, diese Märkte haben hohes Potential Epidemien und Pandemien auszulösen. So viele Tiere auf einem Fleck von verschiedenster Herkunft, Krankheiten oftmals unerkannt – ein Risiko nicht nur für das Tier sondern auch für uns Menschen. 

Aber was können wir tun? Schaustellungen boykottieren, niemals Tiere aus einem Baumarkt erwerben oder aus einem Zoofachhandel. So seriös wie es auch wirken mag, ist es aber alles andere als das. Niemals unüberlegt und kurzfristig ein Tier kaufen. Kleintierzuchtvereine nicht unterstützen indem man Mitglied wird oder die Ausstellungen besucht oder mit organisiert. Ehrenamt ist eine tolle Sache, aber dann bitte an der richtigen Stelle, zum Beispiel in einem Tierheim, einer privaten Tierschutzorganisation oder in einer Notstation. 

Wenn ihr in Baumarktketten oder Zoohandlungen kranke Tiere entdeckt, oder Wasser und Futter fehlt, dann meldet das umgehend dem örtlichen Tierheim oder meldet es direkt bei dem zuständigen Veterinäramt. Kauft kein Tierzubehör in Läden ein wo lebende Tiere verkauft werden, am Besten boykottiert ihr diese gänzlich. Macht Euch gerne auch vor Ort stark und sagt den Baumärkten was ihr von dem Verkauf von Tieren in diesen Märkten hält. 

Wer ein Haustier sucht, ist in einem Tierheim Bestens aufgehoben. Unsere Tierheime platzen aus allen Nähten, warum denn dann zum Züchter gehen oder in die Zoohandlung oder zum Baumarkt mit dem damit verbundenen Tierleid? Das macht keinen Sinn. 

Diskutiert und sensibilisiert das Thema in Eurem Freundekreis und helft somit es weiter bekannt zu machen. Lasst uns gemeinsam den Lebewesen eine Stimme geben die keine haben und auf uns Menschen angewiesen sind.

Wir sollten es besser machen, die die es nicht besser wissen aufklären und diejenigen die am Tierleid verdienen oder dieses absichtlich in Kauf nehmen stoppen. 

Keine Farbmaus, kein Meerschweinchen, keine Taube, kein Wellensittich, kein Hamster und kein Huhn hat solch ein Leben verdient!

 
Quelle: https://www.shz.de/7737986 ©2021
PETA
Deutscher Tierschutzbund