Der Hundeführerschein, gerade ist er in aller Munde, aber was steckt dahinter?

Warum ist er sinnvoll, für wen ist er sinnvoll und warum kommt er gerade jetzt und wurde nicht schon vor Jahrzehnten als Pflicht eingeführt?

Die Tierrechtsorganisation PETA hat es passend zusammengefasst und erklärt: „Was ist eigentlich ein Hundeführerschein bzw. ein Sachkundenachweis für Hundehalter und wofür ist er gut?

Immer wieder berichten Zeitungen und Nachrichtensendungen über Beißunfälle, die verletzte Menschen, aber auch verletzte Vierbeiner zur Folge haben. Aus diesem Grund haben viele Menschen Angst vor Hunden, denen sie auf der Straße begegnen. Doch was in der Regel unerwähnt bleibt, ist die Tatsache, dass Hunde nicht von Natur aus aggressiv sind. Übergriffe ereignen sich in vielen Fällen durch eine Fehlinterpretation des Verhaltens des Vierbeiners, aber auch eine falsche Haltung oder gewaltsame Erziehung können Ursachen sein.“

Und was ist eigentlich ein Hundeführerschein?

Es ist ein Dokument welches eine theoretische und eine praktische Prüfung zum Thema artgerechte Hundehaltung aufzeigt. Die theoretische Prüfung sollte vor der Anschaffung eines Hundes abgelegt werden, nur so macht es Sinn zu sehen ob der potentielle neue Hundebesitzer in der Lage ist einen Hund artgerecht zu halten und zu versorgen. Die praktische Prüfung sollte innerhalb des ersten Jahres nach Adoption des Hundes erfolgen. In vielen Hundeschulen und auch Tierheimen könnt ihr Euch über prüfungsrelevante Themen wie die Haltung, Erziehung, Umgang und Kommunikation mit dem Hund, mögliche Ausbildungen, Ernährung und vieles mehr einholen.

In der Sachkundeprüfung wird geprüft wie der Halter mit dem Hund umgeht, hat der Halter seinen Hund unter Kontrolle, wie werden Alltagssituationen gemeistert und spielen sie als Team gut zusammen. Gerade in Gefahrensituationen ist es umso wichtiger seinen Hund richtig zu kennen und ihn einschätzen zu können, wie gehe ich in einer brenzligen Situation vor, was habe ich zu tun und auf was muss geachtet werden. Der Hundeführerschein ist ein leben Lang gültig und ist somit auf jeden Hund diesen der Besitzer bei sich aufnimmt übertragbar.

Warum kommt der Hundeführerschein erst jetzt? Ist es nicht schon längst überfällig dass nicht jeder ohne Hintergrundwissen sich einen Hund anschaffen darf und dieser oftmals ein Leben lang falsch gehalten und verstanden wird? Liegt es daran dass zur Pandemie Zeit sich viele Menschen Hunde als Zeitvertreib angeschafft haben und plötzlich muss man reagieren da viel mehr Hunde in unserer Gesellschaft leben? Ist die Einführung des Hundeführerscheins wieder nur eine egoistische Gesellschaftsmaßnahme da die Menschen Angst haben dass viele nicht sachkundige Halter ihren Vierbeiner nicht im Griff haben und eine Gefahr bergen? Im Prinzip ist das Ziel das Selbe – der Führerschein kommt und wir sind dafür, dieser hätte jedoch bereits viel früher kommen müssen und nicht erst jetzt wo es mehr Hunde unter uns gibt, denn wenn man in jedes Haus wo ein Hund lebt hinein schauen könnte und sehen könnte wie oft wie falsch der Hund erzogen wird, er nicht verstanden wird, die Körpersprache überhaupt nicht gedeutet werden kann oder oftmals auch eine enorm gewaltsame Erziehung dahinter steckt, dann atmet man auf, zu wissen, dass eine Anschaffung nicht mehr ganz so einfach sein wird wie zuvor. Der Hundeführerschein löst zwar nicht alle Probleme aber er weist die richtige Richtung, ein kleines Stückchen bessere Welt für die vierbeinigen Freunde unter uns. 

Und deshalb fordert PETA den Schein – die Organisation erklärt sich wie folgt:

„Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit ihrem Tier umgehen und die Signale ihres Vierbeiners richtig deuten. Das Training vermittelt dem potenziellen Hundehalter Kenntnisse über die Anforderungen der Hundehaltung, die für ein tiergerechtes Leben der Hunde unerlässlich sind. Der Halter lernt, seinen vierbeinigen Freund besser einzuschätzen und erfährt, was in kritischen Situationen zu tun ist. Gefährliche Zwischenfälle – zum Beispiel Beißunfälle – können auf diese Weise vermieden werden. Dies verhilft dem Hund zu einem besseren Leben und einem entspannten Verhältnis zu „seinem Menschen“

Der Sachkundenachweis kann zudem Spontankäufe verhindern – denn gerade Hunde werden später häufig ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben, weil sich die Halter im Vorfeld nicht ausreichend informieren. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen. Darüber hinaus erleichtert die verpflichtende Registrierung auch die Suche nach dem Besitzer eines entlaufenen Tieres und macht zudem ein Aussetzen des Tieres unmöglich.

Insgesamt ermöglicht diese Regelung also ein reibungsloseres Zusammenleben von Mensch und Tier und hilft dabei, Hunden ein Schicksal im Tierheim zu ersparen.

Wo ist der Hundeführerschein bereits Pflicht?

2011 hat Niedersachsen als erstes Bundesland die Einführung eines Sachkundenachweises beschlossen – seit Juli 2013 müssen zukünftige Hundehalter in Theorie und Praxis belegen, dass die Kommunikation mit ihrem tierischen Begleiter funktioniert. Mit dem Niedersächsischen Gesetz über das Halten von Hunden hat Niedersachsen auch die „Rasseliste“ wieder abgeschafft – ein wichtiges Zeichen gegen die Stigmatisierung einzelner „Rassen“.

Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein abgelegt hat, kann sich für ein Jahr von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben. Wer in Berlin ab dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufnimmt, ist dazu aufgefordert, sich die notwendige Sachkunde anzueignen. 2021 führt auch Baden-Württemberg den Hundeführerschein ein. Hundehalter müssen einen theoretischen und praktischen Sachkundenachweis vorweisen.“

Was könnt ihr dazu beitragen? Vermeidet den Kauf eines Tieres beim Züchter, geht über seriöse Tierschutzorganisationen und Tierheime. Und macht Euch vorab schlau, habe ich die Zeit für einen Hund, bin ich gut vorbereitet auf alles was kommen kann, Krankheiten, Verhaltensauffälligkeiten, Tierarztkosten und vieles mehr. Lest Euch ein wie Hunde ticken, was bedeutet ihre Körpersprache, kann ich 10 bis 15 Jahre meines Lebens tagtäglich mit einem Hund verbringen mit allen Höhen und Tiefen, bin ich bereit wenn der Hund nicht mehr jung und fit ist mit ihm würdevoll zu altern, ihn Treppen zu tragen, mit ihm gemütliche Gassi Runden zu gehen, nicht zu schimpfen wenn er nicht mehr richtig hören kann? Will ich das und kann ich das? Diese Fragen müsst ihr Euch unbedingt im Vorfeld stellen und wendet niemals unter keinen Umständen Gewalt an. 

Ebenso könnt Ihr die Petition bei PETA zu einem bundesweiten Hundeführerschein und einem besseren Heimtierschutzgesetz unterschreiben:

Ein weiterer guter Beitrag ist, wenn ihr Euch direkt zu einem Hundeführerschein anmeldet, egal ob es in Eurem Bundesland verpflichtend ist oder nicht, so könnt ihr mit gutem Beispiel voran gehen. 

Den Führerschein könnt ihr zum Beispiel beim VDH – Verband für das Deutsche Hundewesen, dem IBH – Internationaler Berufsverband der Hundetrainer und Hundeunternehmner oder dem BHV – Berufsverband der Hundeerzieher erfragen und absolvieren. Auch bei der Bundestierärztekammer und ihren Mitgliedern den Landestierärztekammern ist das Ablegen des Hundeführerscheins möglich.

Unter unserer FAQ Seite findet ihr eine Adressübersicht zu allen Tierheimen und Tierschutzvereinen in Deutschland. Ebenso haben wir Euch die Adressen von Nationalen und Internationalen Tierschutzorganisationen zusammengestellt. Und die Website Adressen vom VDH, dem IBH und dem BHV.

Schlaut Euch auf, bleibt wach im Sinne des Tierschutzes und trägt somit einen wichtigen Beitrag für unsere Heimtiere bei.

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