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Hier zeigen wir Euch wie man die anspruchsvollen, kletter-& bewegungsfreudigen Degus hält, ernährt und beschäftigt.

Die Deguhaltung wird leider oftmals unterschätzt und die Tiere vegetieren alleine in einem Käfig vor sich hin. 

Wenn ihr die witzigen und flinken Nager halten möchtet, dann informiert Euch zuerst über die Haltung und die damit verbundenen Kosten. Die monatlichen Kosten könnt ihr Euch auf unserer „FAQ Seite – Was kostet mein Haustier“ abrufen. 

Zur Haltung

Optimal sind Gruppen aus 2 – 5 gleichgeschlechtlichen Degus. Vor allem gleichgeschlechtliche Geschwistertiere aus einem Wurf vertragen sich gut. Pärchen sollten von Laien nicht gehalten werden, da die Tiere sich geradezu explosiv fortpflanzen. Die Kastration von Degus ist wegen der innenliegenden Hoden nicht leicht und sollte eine Ausnahme bleiben. Degus zu vergesellschaften ist wegen ihrer klaren Rangstrukturen mitunter schwer, vor allem Böcke zu vergesellschaften ist nicht leicht. Deshalb sollte der Deguanfänger sich von vornherein für zwei oder mehr Degus entscheiden.

Zur Innenhaltung

Hier sollte immer pro Tier eine Bodenflächen von ca. einem Quadratmeter eingehalten werden, bei zwei Tieren, welches ja Voraussetzung ist, ist hiermit eine Bodenfläche von mindestens zwei Quadratmeter nicht zu unterschreiten. Das sind jedoch die absoluten Mindestmaße und in unseren Augen auch noch lange nicht ausreichend. Die Höhe sollte 180 cm betragen, jedoch gilt, umso höher, breiter und grösser umso besser. Ideal ist ein Degu Zimmer. Alle anderen Gehegearten oder Volieren sind nicht artgerecht und schlichtweg Tierquälerei. Die Tiere wollen sich ihr Leben lang nicht nur auf zwei Quadratmetern hin und her bewegen, auch wenn diese Maße als „Ok-Maße“ angegeben werden, ist es nicht ansatzweise artgerecht. Das ideale Wohlfühlgehege beträgt 10 Quadratmeter für zwei Tiere! Volieren sollten nur als freiwllige Aufsuchmöglichkeit einen Rückzugsort bieten. Allerdings nicht als beständige Behausung. Degus haben auch eine besondere Anforderung an die Raumtemperatur und Luftfeuchte. Zimmertemperaturen über 25 Grad können den Tieren bereits schaden, auch eine konstante Luftfeuchte von über 60 Prozent ist ungesund für die kleinen flinken Nager. Die ideale Raumtemperatur weisst 16 Grad bis 22 Grad auf.

Als Gehege oder Zimmer Einstreu empfiehlt sich Buchengranulat, Mais-, Hanf-, Pflanzen- oder Leineinstreu. 

Bietet man seinen Degus ein Zimmer an, muss die Möglichkeit zu buddeln, gegeben sein. Daher ist ein alter Schrank, umfunktioniert offen stehend, im Degu Zimmer, eine wundervolle Alternative den Tieren Buddelmöglichkeiten anzubieten, sie können Gänge bauen und gleichzeitig ihren Bewegungsdrang ausleben. Die Einstreu sollte an mindestens einer Stelle 40cm Höhe, oder auch mehr, betragen, damit die Tiere überhaupt die Möglichkeit haben Gänge zu bauen. Über Heu und Stroh freuen sich die Tiere immer, sie nutzen es zur Stabilisierung von Gängen und erfreuen sich einfach daran. Heu wird natürlich gerne gefressen und gehört zur Ernöhrung dazu.

Das Gehege oder noch besser das Degu Zimmer kann mit vielen Kletter- und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet werden, z.B. mit Leitern, Brettern, Tonröhren, Stühlen (gut befestigen damit sie nicht kippen können), Holzkisten welche man mit der Bodenseite unweit des Bodens an die Wand montieren kann, eine einfache und geliebte Etagenmöglichkeit, hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Ebenso wichtig, das Sandbad. Das Sandbad ist ein absoluter Muss damit sich die Tiere wohlfühlen und ihr Fell reinigen können. Das Sandbad kann man den Tieren in einer grossen Keramikschale anbieten die mindestes 20 x 30 cm gross ist. Standfest und kippsicher sollte sie sein sowie täglich vom Schmutz frei gesiebt werden, wöchentlich sollte der Sand getauscht werden. Wasser- und Futterschalen sollten im besten Fall aus schwerem Ton oder Keramik sein damit sie nicht umfallen oder abstürzen können, wenn man sie auf Etagen stellt, hier kann man die Schalen noch mit kleinen Holzleisten zusätzlich sichern. Die Näpfe sollten so gross sein das alle Mitglieder der Degu Gruppe am Rand zusammen sitzen können, das ist ein Muss, da die Tiere sehr sozial miteinander sind und gerne zusammen fressen, trinken und ein Sandbad nehmen.

Trinkflaschen sind möglich, Näpfe jedoch besser. Absolut ungeeignet sind Pellets und Katzenstreu, als erstes ist es für die Tiere mehr als unbequem und mit der Zeit beginnen die Füsschen zu schmerzen, da es einfach zu hart ist und dazu kommt dass die Tiere das Einstreu auch gerne mal fressen, die Pellets und das Katzenstreu verklumpen im kleinen Degu Magen und kann schnell zum Tode des Tieres führen. Alle zwei Tage sollte man die bekannten Pipistellen reinigen, eine Komplettreinigung alle 3 bis 5 Wochen ist ausreichend. Die Tiere sind sehr reinlich und suchen sich ihre Schmutzstellen, was das Reinigen vereinfacht.

Unterschlupfmöglichkeiten, Unterstände, Häuser und Röhren gehören zur Einrichtung eines Degu Geheges immer dazu. Wie man das gestaltet ist jedem selbst überlassen, der Fantasie sind auch hier keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, das man auf Naturmaterialien zurückgreift, und auf Plastik verzichtet.

Steine, wie Granit oder Schiefer, runden ein Gehege ab, die Tiere können sich so ihre Krallen naturnah abschleifen.

Auch Degus lieben es kuschelig, Hängematten und Kuschelbetten, Kuschelhöhlen und Tippies, verschönern das Zimmer unter anderem noch gleich mit und die pfiffigen Tierchen werden es dankbar annehmen.

Holz, Kork und Keramik sind gern gesehene Einrichtungsgegenstände.

Ein Laufteller aus Holz sollte den Degus ebenso immer 24/7 angeboten werden.

Zur Außenhaltung

Eine Außenhaltung kommt bei Degus nicht Infrage.

Platzwahl Gehege

Den perfekten Platz für ein Degu Gehege ist weit weg von Heizkörpern, Kachelöfen und digitalen Geräten, wie Fernsehern oder Radios. Natürlich lässt sich das nicht immer vereinbaren, aber wer verschiedene Möglichkeiten hat, sollte das beachten. Der Raum muss täglich immer gut gelüftet werden, am besten morgens und abends. Ein Kinderzimmer oder ein Schlafzimmer ist für das Gehege nicht geeignet. Ein Flur wo ständig ein Kommen und Gehen ist auch nicht, das Wohnzimmer oder das Arbeitszimmer bietet sich hier schon eher an. Die Tiere gehören niemals in einen Käfig oder in eine Voliere, diese werden leider immer noch von nicht fachkundigen Menschen in Zooläden angeboten. Das ist reine Tierquälerei! Die Tiere sind sehr schreckhaft, daher sollte auch eher ein ruhiger Standort gewählt werden. Degus mögen es ruhig und hell. Jedoch keine direkte Sonneneinstrahlung. Morgensonne ist ideal.

Ernährung

Degus ernähren sich weitestgehend so wie ihre wilden Verwandten. Recht karg. Gräser, Kräuter und deren Samen sind erstmal das Hauptfutter der Tiere, frische Gräser und Kräuter ebenso. Frischfutter sowie Trockenfutter sollte immer angeboten werden und darf nie fehlen. Ein hochwertiges Heu darf ebenso niemals fehlen und muss immer zur Verfügung stehen. Verschiedene Zweige runden einen gesunden Degu Speiseplan ab. Über die Futterkrämerei könnt ihr Euch ein gutes Futter für die anspruchsvollen Tiere zusammen stellen. 

Beschäftigung

Wer seine kleinen Pelzknäuel ab und an bisschen Kopfarbeit zumuten möchte, kann frische Sachen im Gehege verstecken, damit die Tiere die Leckereien suchen müssen, aber Achtung – bei Nichtfinden besteht Schimmelgefahr! Ton- und Korkröhren immer wieder verstellen oder mit Leckereien bestücken. Sämereien im Heu verstecken damit die Tiere die feinen Samen heraussuchen müssen. Klettermöglichkeiten wie Seile und Äste machen den Erlebnisparcour perfekt!

Auffälligkeiten und Krankheiten erkennen

Hier müssen die Tiere einfach immer gut beobachtet werden. Kommen alle Degus zum Futterplatz, sind sie gut drauf, fressen sie normal, verhalten sie sich auffällig und sind die Kotkugeln gut geformt und von normaler Grösse? All das muss man sich täglich fragen und kontrollieren, denn die Kleintiere können schnell an Krankheiten zu Grunde gehen ohne dass wir es merken. Daher darf der wöchentliche „Degu-TÜV“ nicht fehlen. Hierzu zählt das Wiegen und Notieren des Gewichts, Fellkontrolle, die Kontrolle von Augen, Ohren und Zähnen, das vorsichtige Abtasten des Körpers nach Verdickungen und die Kontrolle des Afters. Der After darf nicht verklebt sein, die Augen müssen klar sein und die Zähne dürfen sich nicht überschneiden oder gar krumm sein. 10g Gewichtsschwankungen pro Woche sind in Ordnung, das Gewicht darf allerdings nicht konstant nach unten gehen.

Wenn nur das kleinste Krankheitsanzeichen oder ein Gewichtsverlust erkannt wird, muss das Tier einem Tierarzt vorgestellt werden. Am besten direkt oder am darauffolgenden Tag. Den passenden Kleintiertierarzt zu finden ist nicht immer einfach, daher sollte man sich vor der Anschaffung der Tiere bereits erkundigen welcher Tierarzt kleintieraffin ist und sich auch mit exotischen Tieren gut auskennt. Wenn man Medikamente für die Degus mitbekommt, immer direkt vor Ort beim Tierarzt zeigen lassen wie die Medikamentengabe vorgenommen werden soll, damit man Zuhause gewissenhaft die Medikamente verabreichen kann.

Vergesellschaftung

Die beste Gruppenform wären 2 – 3 Deguweibchen mit einem Böckchen. Jedoch ist das meistens nicht immer machbar, denn natürlich muss dann der Bock kastriert werden und das Kastrieren von Böcken ist eine komplizierte Operation die von den meisten Tierärzten noch nicht durchgeführt wird. Auf keinen Fall sollten gemischtgeschlechtliche Degus dauerhaft ohne Kastration zusammen gehalten werden. Das Fortpflanzen sollte nicht gewollt sein, da es bereits so viele Tiere gibt die ein Zuhause suchen. Gemischtgeschlechtliche Gruppen mit mehreren Böcken sind auch mit kastrierten Tieren nicht empfehlenswert und sollten nur von Experten versucht werden.

Das Halten von gleichgeschlechtlichen Tieren ist die einfachste Form der Degu Haltung. Zweierbockgruppen sind relativ unproblematisch, größere Bockgruppen sollten eher aus Brüdern bestehen. Größere Weibchengruppen sind möglich, Ausnahmen gibt es aber natürlich immer.

Unproblematisch ist die Vergesellschaftung von Jungtieren bis zur abgeschlossenen Geschlechtsreife.

Das Zusammenführen von Degus eignet sich am Besten auf neutralem Boden, zum Beispiel bietet sich hier das Badezimmer ganz gut an. Häuschen mit zwei oder mehreren Ein-& Ausgängen sind ein Muss, damit kein Tier in die Enge getrieben werden kann. Hier ist dann Stress vorprogrammiert. Davor sollten sich die Tiere über ein Trenngitter in ihren Gehegen einige Tage beschnuppern dürfen.

Sandbäder, Klettermöglichkeiten und viele Futterstellen tragen zum entspannten Zusammenführen bei. Hat sich die anfängliche Hektik erstmal gelegt, dürfen die Tiere zusammen in ihr eigentliches Zuhause gesetzt werden, idealerweise in ihr Degu Zimmer.

Urlaub

Überlegt bitte genau vor der Anschaffung wer Eure Degus versorgen kann während ihr in den Urlaub fährt. Es gibt auch Kleintierpensionen. Allerdings müsst ihr euch vorab gut informieren wie die Tiere dort gehalten werden und ob die Station fachkundig ist. Die Kosten sind meist 5 Euro pro Tag pro Tier.

Wir haben schon so viel Tierleid gesehen und wissen von was wir sprechen, deshalb bricht es uns auch immer wieder das Herz, wenn man auf den verschiedensten Onlineplattformen „Tier mit Käfig zu verschenken“ liest. Die Tiere haben keinerlei Chance sich zu wehren und müssen in den meisten Fällen alleine in einem dunklen Flur, in einem kleinen Plastikkäfig voll mit Kot und Urin, vor sich hin vegetieren. Weil es lästig geworden ist, es den Kindern keinen Spass mehr bereitet oder einfach keine Lust mehr an der Haltung gefunden werden kann. Die Menschen schaffen sich Tiere an von deren Bedürfnissen sie keinerlei Ahnung haben. Kein Degu hat solch eine schreckliche Haltung und das oftmals bis an das Lebensende, verdient. 

Wie ihr seht ist die Haltung dieser tollen Tiere gar nicht so einfach, sie ist sehr zeit- und kostenintensiv. Daher schlaut Euch vor der Anschaffung auf. Wichtig ist, dass diese Tiere nicht für Kinderhände bestimmt sind, die Tiere möchten nicht gestreichelt, nicht getragen und auch nicht bespielt werden. Die Tiere sind keine Kuscheltiere, sie sind zwar tagaktiv, jedoch möchten sie auch wenn sie sehr bewegungsfreudig sind, auf keinen Fall bespielt werden. Beobachten macht zudem viel mehr Spass, auch für die Kinder. Besucht Notstationen und Tierheime und vermeidet wenn möglich den Weg zum Züchter oder gar in eine Zoohandlung, denn es gibt so viele Degus die auf ein artgerechtes Zuhause warten! Wenn ihr alle Punkte kompromisslos erfüllen könnt, dann freuen sich herrenlose Degus auf ein neues Zuhause. 

Deguhaltung

Quelle Bild: Quelle Bild: „iStock.com/Antonie Glaser„ / Quelle Text: diebrain.de