Hier zeigen wir Euch wie man die anspruchsvollen, kletter-& bewegungsfreudigen Chins hält, ernährt und beschäftigt.

Die Chinchillahaltung wird leider oftmals unterschätzt und die Tiere vegetieren alleine in einem Käfig vor sich hin. 

Wenn ihr die Pelzknäuel halten möchtet, dann informiert Euch zuerst über die Haltung und die damit verbundenen Kosten. Die monatlichen Kosten könnt ihr Euch auf unserer „FAQ Seite – Was kostet mein Haustier“ abrufen. 

Zur Haltung

Chinchillas dürfen niemals alleine gehalten werden, die Tiere sind Rudeltiere, bitte hier immer mindestens zwei Tiere zusammen halten, die Tiere sollten gleichgeschlechtlich sein. Eine Paarhaltung kann ebenso in Erwägung gezogen werden, hierzu muss allerdings der Bock vorab kastriert werden. (Beachte Kastrationszeit). 

Zur Innenhaltung

Hier sollte immer pro Tier eine Bodenflächen von ca. einem Quadratmeter eingehalten werden, bei zwei Tieren, welches ja Voraussetzung ist, ist hiermit eine Bodenfläche von mindestens zwei Quadratmeter nicht zu unterschreiten. Das sind jedoch die absoluten Mindestmaße und in unseren Augen auch noch lange nicht ausreichend. Die Höhe sollte 180 cm betragen, jedoch gilt, umso höher, breiter und grösser umso besser. Ideal ist ein Chinchilla Zimmer. Alle anderen Gehegearten oder gar Volieren sind nicht artgerecht und schlichtweg Tierquälerei. Die Tiere wollen sich ihr Leben lang nicht nur auf zwei Quadratmetern hin und her bewegen, auch wenn diese Maße als „Ok-Maße“ angegeben werden, ist es nicht ansatzweise artgerecht. Das ideale Wohlfühlgehege beträgt 10 Quadratmeter für zwei Tiere!  Chins haben auch eine besondere Anforderung an die Raumtemperatur und Luftfeuchte. Die Wohlfühltemperatur der Tiere liegt bei 18 bis 21 Grad. Die Luftfeuchte sollte zwischen 20% und 40% liegen, alles über 50% ist nicht angenehm für die Tiere und auf Dauer schädlich. Heuraufen dürfen nicht fehlen und müssen immer gut und frisch gefüllt sein, mehrere Heustellen sind empfehlenswert. Hier eignen sich gut Holzraufen mit einem Deckel, damit das Heu nicht verschmutzt wird und die Chins sich immer wo sie sich auch gerade aufhalten, bedienen können. Das Gehege oder das Zimmer sollte mehrere Etagen beinhalten, die Etagen sollten nicht weiter als 30 cm auseinander liegen, damit die Tiere ohne Gefahr die Etagen wechseln können, die Etagen sollten auch nicht von der Höhe her so gestaltet werden, dass die Chins tiefer als 50 cm bis 60 cm fallen können, hierzu muss man sich einige Gedanken machen wie man die Etagen im Idealfall anbringt, sodass die Tiere sie auch gefahrlos nutzen können. Das Gehege oder noch besser das Chinchilla Zimmer kann mit vielen Kletter- und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet werden, z.B. mit Leitern, Brettern, Tonröhren, Stühlen (gut befestigen damit sie nicht kippen können), Holzkisten welche man mit der Bodenseite unweit des Bodens an die Wand montieren kann, eine einfache und geliebte Etagenmöglichkeit, hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ebenso wichtig, das Sandbad. Das Sandbad ist ein absoluter Muss damit sich die Tiere wohlfühlen und ihr Fell reinigen können. Wichtig ist hier, dass man speziellen Chin Sand nimmt, es eignet sich auch ein Tonsand oder ein Terrariumsand, die Körner müssen abgerundet sein damit sich die Tiere nicht daran verletzen können. Bausand und Vogelsand sind nicht geeignet. Das Sandbad kann man den Tieren in einer grossen Keramikschale anbieten die mindestes 20 x 30 cm gross ist. Standfest und kippsicher sollte sie sein sowie täglich vom Schmutz frei gesiebt werden, wöchentlich sollte der Sand getauscht werden. Wasser- und Futterschalen sollten im besten Fall aus schwerem Ton oder Keramik sein damit sie nicht abstürzen können, hier kann man die Schalen noch mit kleinen Holzleisten zusätzlich sichern. Trinkflaschen sind ungeeignet, da die Chinchillas nur schwierig das Wasser aus den Flaschen bekommen, es erschwert die Wasseraufnahme und sie nehmen eine unnatürliche Haltung ein. Eine mit am wichtigsten zu berücksichtigende Komponente ist das Einstreu, im Fachhandel bekommt man hier einiges angeboten, zu empfehlen sind Weichholzstreu, Leinensreu und Hanfstreu. Absolut ungeeignet sind Pellet und Katzenstreu, als erstes ist es für die Tiere mehr als unbequem und mit der Zeit beginnen die Füsschen zu schmerzen, da es einfach zu hart ist und dazu kommt dass die Tiere das Einstreu auch gerne mal fressen, die Pellets und das Katzenstreu verklumpen im kleinen Chin Magen und kann schnell zum Tode des Tieres führen. Das Gehege sollte einmal die Woche komplett gereinigt werden, die Pipi und Köttel Stellen alle zwei Tage.

Zur Außenhaltung

Chinchillas sollten nicht draußen gehalten werden, es ist einfach absolut nicht ihr Klima. Die Anforderungen an Temperatur und Luftfeuchte können bei einer Außenhaltung niemals eingehalten werden. Chinchillas sollten in Deutschland nur innen gehalten werden. 

Platzwahl Gehege

Den perfekten Platz für ein Chinchilla Gehege ist weit weg von Heizkörpern, Kachelöfen und digitalen Geräten, wie Fernsehern oder Radios. Natürlich lässt sich das nicht immer vereinbaren, aber wer verschiedene Möglichkeiten hat, sollte das beachten. Der Raum muss täglich immer gut gelüftet werden, am besten morgens und abends. Ein Kinderzimmer oder ein Schlafzimmer ist für das Gehege nicht geeignet. Ein Flur wo ständig ein Kommen und Gehen ist auch nicht, das Wohnzimmer oder das Arbeitszimmer bietet sich hier schon eher an. Die Tiere gehören niemals in einen Käfig oder in eine Voliere, diese werden leider immer noch von nicht fachkundigen Menschen in Zooläden angeboten. Das ist reine Tierquälerei! Die Tiere sind sehr schreckhaft, daher sollte auch eher ein ruhiger Standort gewählt werden. Dadurch dass die Chins dämmerungs- und nachtaktiv sind, benötigen sie tagsüber ihre Ruhe, ideal ist das eigene Chinchilla Zimmer. 

Ernährung

Chinchillas stammen ursprünglich aus den Anden, die Tiere sind nicht wie unsere Haushunde domestiziert, sie ernähren sich weitestgehend so wie ihre wilden Verwandten. Eine gesunde Chinchilla Ernährung beinhaltet frisches Heu, getrocknete Blätter, Blüten und Kräuter, Obst und Gemüse. Hier kann man einen abwechslungsreichen „Teller“ aus 60% Kräuter-, Mehl- und Ölsamen und 40 % aus Grassamen zusammenstellen. Die Sämereien sind gesünder und entsprechen mehr der natürlichen Ernährungsweise der Tiere. Jedoch ist aber auch nicht verwerflich Pellets zu füttern, hier ist nur sehr wichtig welche Pellets. Ungeeignet ist das Einpelletfutter, sie sind minderwertig und enthalten so gut wie keine wichtigen und natürlichen Bestandteile. Zu unterscheiden sind heiss- und kaltgepresste Pellets, hier sollte man immer auf kaltgepresste Pellets (max. 7 g pro Tag pro Tier) zurückgreifen, denn diese verlieren nicht so stark an Vitaminen und Rohfasern und Pflanzenfaser Anteilen wie die heissgepressten Pellets. Eine abwechslungsreiche Ernährung ist das A und O, hierzu gehören auch Zweige wie vom Apfel- und Birnbaum. Auch Haselnusszweige / Sträucher und Johannisbeerbuschzweige können unbedenklich angeboten werden. Frischfutter muss täglich gereicht werden, hier kann man eine bunte Mischung aus Feldsalat, Endivie, Gurken, Kopfsalat, Mangold, Pastinaken, Karotten, Petersilienwurzel, Romanasalat, Sellerie, Topinambur und Paprika anbieten. Wichtig bei der Paprika, das Grün entfernen, es enthält das giftige Solanin welches Chinchillas nicht vertragen. Als gelegentliche Obsteinlage sind Birnen, Äpfel, Johannisbeeren, Melonen, Erdbeeren und Brombeeren geeignet. Aber Obst immer in Maßen wegen des hohen Zuckergehaltes. 

Beschäftigung

Wer seine kleinen Pelzknäuel ab und an bisschen Kopfarbeit zumuten möchte, kann frische Sachen wie Leckereien (Obst) im Gehege verstecken, damit die Tiere die feinen Sachen suchen müssen, aber Achtung – bei Nichtfinden besteht Schimmelgefahr! Ton- und Korkröhren (Durchmesser mind. 15 cm) immer wieder verstellen oder mit Leckereien bestücken. Sämereien im Heu verstecken damit die Tiere die feinen Samen heraussuchen müssen. 

Auffälligkeiten und Krankheiten erkennen

Hier müssen die Tiere einfach immer gut beobachtet werden. Kommen alle Chins zum Futterplatz, sind sie gut drauf, fressen Sie normal, verhalten sie sich auffällig und sind die Kotkugeln gut geformt und von normaler Grösse? All das muss man sich täglich fragen und kontrollieren, denn die Kleintiere können schnell an Krankheiten zu Grunde gehen ohne dass wir es merken. Daher darf der wöchentliche „Chin-TÜV“ nicht fehlen. Hierzu zählt das Wiegen und Notieren des Gewichts, Fellkontrolle, die Kontrolle von Augen, Ohren und Zähnen, das vorsichtige Abtasten des Körpers nach Verdickungen und die Kontrolle des Afters. Der After darf nicht verklebt sein, die Augen müssen klar sein und die Zähne dürfen sich nicht überschneiden oder gar krumm sein. Gelbe Zähne sind für Chins normal und stellen keine Krankheit dar. Wenn nur das kleinste Krankheitsanzeichen oder ein Gewichtsverlust von mehr als 50 g bei einem der Tiere zu erkennen ist, muss es einem Tierarzt vorgestellt werden. Am besten direkt oder am darauffolgenden Tag. Den passenden Kleintiertierarzt zu finden ist nicht immer einfach, daher sollte man sich vor der Anschaffung der Tiere bereits erkundigen welcher Tierarzt kleintieraffin ist und sich auch mit exotischen Tieren gut auskennt. Wenn man Medikamente für die Chins mitbekommt, immer direkt vor Ort beim Tierarzt zeigen lassen wie die Medikamentengabe vorgenommen werden soll, damit man Zuhause gewissenhaft die Medikamente verabreichen kann. Das Köttelfressen ist keine Krankheit sondern lebensnotwendig für die Tiere, der Blinddarmkot beinhaltet wichtige Vitamine und darf nicht unterbunden werden.

Vergesellschaftung

Die Vergesellschaftung der Chinchillas ist keine einfache Sache aber sie ist machbar und natürlich auch unabdingbar, denn kein Tier soll alleine bleiben müssen. Es gibt zum einen die Art die Tiere über den Freilauf zu vergesellschaften, dies ist die natürlichste Art der Vergesellschaftung. Hierzu wird der Neuankömmling in einem anderen Raum in einem Übergangsgehege untergebracht, bitte diesen nicht zu klein wählen, auch wenn es „nur“ ein Übergangsgehege ist. Die Tiere werden täglich zum Auslauf zusammen gelassen, danach kehrt jeder wieder in sein Gehege zurück. Dies empfiehlt sich über einen Zeitraum von ca. 2 Wochen. Nach dieser Zeit kann man dann im besten Falle beobachten, dass die Tiere zusammen in ein Gehege gehen, hiermit ist die Vergesellschaftung geglückt. Sollten sich die Tiere für das kleine Übergangsgehege entscheiden, empfiehlt es sich dieses noch einige Tage offen zu lassen bis man die Tiere in das Hauptgehege / Zimmer übersiedelt. Die Vergesellschaftung muss abgebrochen werden wenn die Tiere aufeinander los gehen und es blutige Bissverletzungen gibt (diese Tiere müssen dann zur Versorgung dem Tierarzt vorgestellt werden). Das mal die Fetzen fliegen und ein paar Haare lose durchs Zimmer gleiten, ist aber ganz normal.

Urlaub

Überlegt bitte genau vor der Anschaffung wer Eure Chinchillas versorgen kann während ihr in den Urlaub fährt. Es gibt auch Kleintierpensionen. Allerdings müsst ihr euch vorab gut informieren wie die Tiere dort gehalten werden und ob die Station fachkundig ist. Die Kosten sind meist 5 Euro pro Tag pro Tier.

Wir haben schon so viel Tierleid gesehen und wissen von was wir sprechen, deshalb bricht es uns auch immer wieder das Herz, wenn man auf den verschiedensten Onlineplattformen „Tier mit Käfig zu verschenken“ liest. Die Tiere haben keinerlei Chance sich zu wehren und müssen in den meisten Fällen alleine in einem dunklen Flur, in einem kleinen Plastikkäfig voll mit Kot und Urin, vor sich hin vegetieren. Weil es lästig geworden ist, es den Kindern keinen Spass mehr bereitet oder einfach keine Lust mehr an der Haltung gefunden werden kann. Die Menschen schaffen sich Tiere an von deren Bedürfnissen sie keinerlei Ahnung haben. Kein Chin hat solch eine schreckliche Haltung und das oftmals bis an das Lebensende, verdient. 

Wie ihr seht ist die Haltung dieser tollen Tiere gar nicht so einfach, sie ist sehr zeit- und kostenintensiv. Daher schlaut Euch vor der Anschaffung auf. Wichtig ist, dass diese Tiere nicht für Kinderhände bestimmt sind, die Tiere möchten nicht gestreichelt, nicht getragen und auch nicht bespielt werden. Die Tiere sind keine Kuscheltiere, sie sind dämmerungs- und nachtaktiv, Kinder hätten  somit auch keine Freude an den Tieren. Besucht Notstationen und Tierheime und vermeidet wenn möglich den Weg zum Züchter oder gar in eine Zoohandlung, denn es gibt so viele Chins die auf ein artgerechtes Zuhause warten! Wenn ihr alle Punkte kompromisslos erfüllen könnt, dann freuen sich herrenlose Chinchillas auf ein neues Zuhause.