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Was ist denn eigentlich Animal Hoarding? Jeder von Euch hat diesen Begriff bestimmt schon einmal gehört oder einen Bericht im Fernsehen darüber gesehen. Viele Tierheime und Tierschutzorganisationen kennen das Thema Animal Hoarding – die Sucht Tiere zu sammeln, eine krankhafte Eigenschaft, welche meistens für die Tiere und auch für die Menschen nicht gut ausgeht. 

Wir selbst haben bereits mehrfache Fälle von Animal Hoarding gesehen und die Tiere vor Ort aus ihrer Lage befreit, in den verschiedensten Varianten, ob es eine 2 Zimmer Wohnung mit über 250 Farbratten war, ein Haus mit über 45 Katzen oder eine Wohnung mit 50 Hunden. 

Es passiert immer und immer wieder, viele Jahre bleibt es unentdeckt, bis die Nachbarn oftmals einen Gestank, verwahrloste Tiere oder auch immer geschlossene Rollläden und Fenster wahrnehmen. 

Animal Hoarding ist genauso eine Sucht, wie der Griff zum Glimmstängel oder zum Alkohol. Irgendwann kommt der Tag an dem es ausartet und man den Überblick schlichtweg verliert.

Wie sieht ein Animal Hoarding Fall aus, welche Tiere werden gehortet und wie erkennt man einen Animal Hoarder?

Oftmals sind es Hunde und Katzen, welche den Animal Hoardern zum Opfer fallen, aber auch Kleintiere, Vögel und Reptilien werden nicht verschont. 

Messi Wohnung
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Meistens beginnt die Tierhaltung mit wenigen Tieren, die Besitzer lassen die Tiere nicht kastrieren und es kommt unbewusst zur Vermehrung. Viele Animal Hoarder haben nicht die Absicht ihre Tiere zu quälen oder sie nicht ordentlich zu versorgen, sie selbst sind krank und brauchen Hilfe, wie bei einer anderen Sucht auch.

Das Furchtbare an der Tiersammlung ist – dass Lebewesen aus Fleisch und Blut unter dieser Sucht leiden – sie ausbaden müssen.

Oft werden die Tiere nicht richtig ernährt oder gar ganz vergessen zu füttern. Tiere mit langem Fell verfilzen oftmals so schlimm, dass sie sich nach einer bestimmten Zeit nur noch schwer fortbewegen können. Das Verhältnis zur Sauberkeit und Hygiene ist bei diesen Menschen schwer gestört, viele Animal Hoarding Haushalte stinken so erbärmlich, dass es manchmal nur schwer ist ohne Maske und Schutzkleidung die Wohnung zu betreten. 

Hunde werden nicht gassi geführt, Katzentoiletten nicht gesäubert, Kleintiere vermehren sich in winzigen und dreckigen Käfigen. Von artgerechter Haltung mal ganz abgesehen.

Wir hatten vor vielen Jahren einen Animal Hoarding Fall, dieser denkt uns als ob es gestern gewesen wäre. Eine Dame mittleren Alters, welche über 45 Katzen in ihrem Haus hielt. Alles Wohnungskatzen. Wir haben versucht sie darauf aufmerksam zu machen, dass unter diesen Katzen, Perser und Main Coon Katzen, einige so stark verfilzt waren, dass sie am After durch die Verfilzung keinen Kot mehr ausscheiden konnten. Als Antwort bekamen wir: „Ja, da muss ich mal wieder mit der Bürste ran, aber er mag das Bürsten eben nicht so, mein Schätzchen“.  

Hier erkennt man sofort, dass den Menschen das unfassbare Leid, welches sie ihren Tieren zufügen, absolut nicht bewusst ist. 

Die Besitzer lassen die Tiere meistens nie kastrieren und trennen Sie auch nicht nach Geschlechtern, dies führt dazu, dass sie nach einer gewissen Zeit die Kontrolle über die Vermehrung der Tiere verlieren. Das Leid der Tiere wächst.

 

Katze aus Animal Hoarding Fall
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PETA hat einige Daten zusammengetragen: „Von 2012 bis 2018 waren mindestens 17.055 Tiere von krankhafter Tierhortung betroffen – wobei die Dunkelziffer noch weitaus höher liegen dürfte.

Die Behörden fanden in Sammlerhaushalten durchschnittlich 76 Tiere vor, wobei besonders Katzen und Hunde betroffen waren. Die Gesamtzahl der gehaltenen Tiere war bei Nagern, wie Ratten und Mäusen am höchsten. Aber auch Kaninchen, Vögel, Großtiere, wie Schweine und Pferde, sowie Wildtiere, wie Reptilien und Amphibien werden Opfer von Animal Hoardern. 40 Prozent der Tiersammler:innen horten verschiedene Tierarten.

Eine Befragung deutscher Veterinärämter ergab, dass die Tiere in 60 Prozent der untersuchten Animal-Hoarding-Fälle krank waren. Über 27 Prozent wiesen Verletzungen auf, die Hälfte der Tiere hatte Parasiten, über 40 Prozent waren unterernährt, in fast jeder dritten auffälligen Tierhaltung waren tote Tiere auffindbar, in über 40 Prozent der Fälle mussten Tiere eingeschläfert werden.

Bedingt durch die verheerende Haltung und das dadurch verursachte psychische Leid sind Tiere, die von Animal Hoardern gerettet wurden, zudem oftmals schlechter bis kaum vermittelbar. Die meisten Tiersammler:innen werden zudem rückfällig, wenn ihnen Tiere weggenommen wurden oder sie Tiere freiwillig abgegeben haben; Schätzungen gehen von einer Rückfallrate von 60 bis 100 Prozent aus.“

Manche Animal Hoarder halten Tiere auch oftmals, wenn das Haus nicht mehr ausreicht im Auto, auf dem Dachboden, in der Garage oder im Keller. Alle Möglichkeiten der Platzschaffung werden ausgeschöpft und mit Tieren belegt.

Oftmals kommt es sogar dazu, dass wenn Tiere sterben oder an den Folgen des Animal Hoardings verenden, unentdeckt bleiben oder die Besitzer die Tiere nicht vom Tierbestatter abholen lassen oder es beim Tierarzt melden. Es gibt auch Fälle in denen die toten Tiere im Garten oder sogar auch im Haus versteckt werden.

Animal Hoarder haben auch meistens keine Namen für ihre Tiere, nur für wenige, die so genannten Anfangstiere. Die Wohnungen der betroffenen Menschen, können meistens nicht mehr weiter vermietet werden, oftmals bleibt nur noch eine Kernsanierung oder ein Abriss.

Aber wie kommt es denn zu dieser Sucht?

Tatsächlich gibt es keine plausible Erklärung dafür. Man kann es manchmal darauf zurück führen ist, dass ein Kindheitstrauma oder einschneidende Ereignisse eventuell dafür verantwortlich sind. Die betroffenen Menschen ziehen sich zurück und suchen im Sammeln von Tieren ihren Trost. Oftmals werden auch parallele Krankheiten festgestellt, wie zum Beispiel Psychosen, Zwangsstörungen, Demenz, Neurosen oder auch ADHS.

„Anhand einer amerikanischen Studie hat der Tierschutzbund folgende Grundtypen von Tiermessies ins Deutsche übertragen. Natürlich ist die Einordnung nicht immer eindeutig, und zahlreiche „Misch-Formen“ existieren:

Übertriebener Pfleger:

Menschen dieser Kategorie wollen wirklich helfen und versuchen, sich gut um die Tiere zu kümmern. Sie schaffen es aber nicht, die damit einhergehenden Probleme zu lösen und die Tiere beginnen, sich zu vermehren. Dadurch gerät die Situation außer Kontrolle und die Person fühlt sich stark überfordert. Die ungesunde Reaktion dieser Personen umfasst dann, die Situation zu leugnen. Da dieser Typus sehr introvertiert ist und sich sozial abschottet, betrachtet er die Tiere als seine Freunde und vermenschlicht sie.

Retter/Befreier:

Er sieht es als seinen Auftrag, Tiere aufzunehmen und zu retten. Da er selbst Angst vor dem Tod hat, versucht er, alle Tiere am Leben zu erhalten und lehnt Euthanasie vollkommen ab. Die Tiere sind seiner Meinung nach nur bei ihm gut aufgehoben. Der Retter sammelt so lange aktiv weiter, bis die Versorgungsmöglichkeiten endgültig ausgereizt sind. Er vermeidet Autoritäten und Behörden, muss aber sozial nicht unbedingt unangenehm auffallen.

Züchter:

Der Züchter schafft sich einige Tiere an mit dem Ziel, eine Zucht zu eröffnen. Der Verkauf der Tiere geht jedoch nur schleppend oder gar nicht voran, doch die Tiere vermehren sich immer weiter. Er verliert immer weiter den Überblick über die Masse an Tieren, die er sich eigentlich nur für Ausstellungs- und/oder Verkaufszwecke zugelegt hat. Eine Überforderung mit der Situation und Leugnung der Probleme führt zu weiterer Eskalation.

Ausbeuter:

Dieser Typ ist die moralisch negativste Ausprägung des Tiermessie-Syndroms. Diese Menschen handeln völlig egoistisch und sind meistens sehr gut darin, andere zu täuschen. Ihr Auftreten ist selbstbewusst und sie schaffen es lange, andere Menschen und zuständige Behörden lange hinters Licht zu führen.Sie sind höufig narzisstisch und fallen durch ihre Unfähigkeit auf, Empathie zu empfinden.  Um das Wohl der Tiere ist er wenig bemüht, das Leid der Vierbeiner nehmen sie gefühllos in Kauf, um ihre Ziel zu erreichen.“

Was können wir tun? 

Augen auf! Lieber einmal zu viel hingeschaut als zu wenig. Denn viele Tiersammler ziehen sich von der Außenwelt zurück. Sie verschanzen sich sprichwörtlich in ihren eigenen vier Wänden, allerdings nicht nur sich, sondern ihre Tiere auch.

Die Tiere brauchen uns – sie brauchen aufmerksame Menschen wie uns, denen wenn etwas seltsam vorkommt, nicht wegschauen sondern dem nachgehen. 

Was könnt ihr tun wenn ihr den Verdacht habt das jemand ein Animal Hoarder sein könnte?

Meldet es dem zuständigen Tierheim oder wendet euch direkt an das zuständige Veterinäramt. Die Adressen hierzu findet ihr hier: 

Scheut euch nicht, denn nur wer aufmerksam ist und nicht wegsieht, kann Tieren das Leben retten, das gilt übrigens nicht nur für einen Animal Hoarding Fall.

Ängstlicher Hund
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Quelle: PETA.de